Hundeverein in Halle feiert seinen 75. Geburtstag - Vierbeiner werden zum Gehorsam erzogen - Nur noch wenig Züchter

Mitteldeutsche Zeitung 19.05.1999

Südliche Neustadt/MZ/ccr. 
Boxer sind Hunde mit einem ganz eigenen Wesen. Sie sind temperamentvoll, aber auch sehr familienfreundlich. Es sind Hunde mit Humor" , schwärmt Frank Schilling. Der Familienvater entschied sich bewusst für einen Boxer. Seit einem Jahr ist er Mitglied im Boxerklub Halle. Nahezu jeden Sonnabend kommt er mit seinem geliebten Vierbeiner auf den Hundeplatz hinter der Pferderennbahn. Der hallesche Boxerklub zählt gegenwärtig 38 Mitglieder. In diesem Frühjahr kann er auf stolzes Jubiläum schauen: Er feiert seinen 75. Geburtstag.   

Nachdem sich bereits 1885 in München ein Verein gegründet hatte, der sich der Führung des Zuchtbuches des deutschen Boxers zur Aufgabe gemacht hatte, wurde 1924 ein Klub der Boxerfreunde in Halle ins Leben gerufen. Die ersten Jahre sei das eine ziemlich lose Gruppe gewesen, die über keinen eigenen Abrichteplatz verfügte, erzählt Rüdiger Uterwedde, der selbst bereits seit 51 Jahren aktiv im halleschen Boxerklub mitmacht.

Im zweiten Weltkrieg seien die Hunde und auch gleich ihre Besitzer eingezogen worden. Schließlich zähle der Boxer zu den sechs Hunderassen, die als Dienst- und Schutzhunde ausgebildet werden können. Und davon machte man zu dieser Zeit Gebrauch. "Est nach dem zweiten Weltkrieg konnte es so richtig losgehen im halleschen Klub" , meint Uterwedde. Ein Bauer in Seeben hatte dem Verein einen Platz zur Verfügung gestellt, auf dem mit den Hunden gearbeitet werden konnte. Doch schon ein paar Jahre später, bereits 1952, wurde das Seebener Gut volkseigen. Und damit war der Boxerklub wieder einmal ohne eigenes Trainingsgelände. "1956 bekamen wir dann einen Hundeplatz auf der Apfelwiese des Passendorfer Gutes" , erinnert sich Uterwedde. Doch nach anfänglicher Freude stellte sich heraus, daß die Vereinsmitglieder auch mit diesem Hundeplatz nicht viel Glück haben sollten. Als Halle-Neustadt gebaut wurde, mußten sie ihn räumen. Der nächste Hundeplatz war dort, wo heute die Hochstraße zwischen Neustadt und der Altstadt ist. Erst Ende der 60er Jahre fand der Klub sein festes Zuhause an der Rennbahn. Dort wurden in den 70er Jahren von den Vereinsmitgliedern selbst eine Aufenthalts-Baracke und Hundezwinger errichtet. 

Nach der Wende hat sich der Boxerklub mit lediglich zehn Mitgliedern noch einmal neu als Verein gegründet. Zweimal wöchentlich, Mittwoch abends und sonnabends, kommen seitdem die Boxerfreunde zusammen, um den Hunden Gehorsam beizubringen. "Wichtig ist, das der Hund lernt, alltagstauglich zu werden, daß er sich beispielsweise vor einem Geschäft und in der Staßenbahn ordentlich benimmt" , sagt Vereinsmitglied Matthias Vorholz. Auch sollen die Hunde lernen, miteinander umzugehen. Aus diesem Grunde sieht das Ausbildungsprogramm sowohl die Nasenarbeit, das Hören als auch den Schutzdienst vor. Nach entsprechendem Training können verschiedene Prüfungen abgelegt werden. Im Zusammenhang mit ihrem Erziehungsprogramm für die Hunde denken die Mitglieder des Boxerklubs oft über die Diskussionen nach, die sich um die so genannten Kampfhunde ranken. Züchter von Boxern gebe es in Halle und Umgebung nur noch sehr wenige. Durch die neue Gesetzgebung, die das Kupieren der Ohren und Ruten verbiete, hätten die Züchter Probleme, die Welpen loszuwerden. "Die Leute akzepttieren das neue Erscheinungsbild nur schwer", begründet Uterwedde.